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ahoiMuscheln, aus denen die Perlmuttknöpfe der Soldaten der Kaiserin Maria-Theresia hergestellt wurden
und
warum eine Kiste dieser Knöpfe in Mexiko im Museum für Landeskunde zu finden ist

 

Im Frühjahr des Jahres 1743 fuhr eine hochherrschaftliche Kutsche samt aufwendiger Begleitung auf dem Schlosse Riegersburg vor. "Da samma dann, Johann Josef, der Onkel Feldmarschall Ludwig Andreas ist auch dabei. Joseph, staiga mea aus!", hörte man eine resolute Frauenstimme sagen. Es war die große Maria-Theresia, eine der bedeutendsten Frauen der Weltgeschichte, die hier in der tiefen Provinz Halt machte, Herberge begehrte.

Ganz unerwartet kam sie nicht, aber dass sie heute kam, dass ahnte niemand. Das Personal kniete sich nieder, hörte sich moralische Ermahnungen der Kaiserin an und machte sich erst nach mehrmaligen Aufforderungen wieder an die Arbeit.

Maria-Theresia war unterwegs nach Prag zu Verhandlungen über den böhmisch-mährischen Frieden. Wichtige Beratungen in Wien verzögerten ihr Abreisen, sie beschloss dennoch zu fahren und in Schloss Riegersburg, das von ihrem Berater, dem siegreichen Feldherrn Ludwig Andreas Khevenhüller, immer wieder ins Gespräch gebracht wurde, zu herbergen. Der Besitzer und Bewohner des Schlosses, Johann Josef Khevenhüller, Neffe des Feldmarschalls, war Oberhofmeister der Kaiserin, aber mit der Kaiserin persönlich noch nicht zusammengetroffen.

Der Feldherr Ludwig Andreas Khevenhüller erzählte Maria-Theresia von einer Perlmuttknopfmanufaktur in der Gemarkung des Oberhofmeisters Johann Josef Khevenhüller. In Hardegg unterhalb der Burg Hardegg an dem Grenzfluss Thaya holten tüchtige Leut Muscheln aus dem Fluss und machten daraus hochwertige und sehr haltbare Knöpfe.

Maria-Theresia, schon damals mit ihrer Militärreform beschäftigt, zumindest schon in Gedanken, eine Reform, die sie 1749 in einer ersten Reformperiode einleitete, war sehr an den Knöpfen interessiert. Ein einheitliches Aussehen sollte ihr Militär bekommen, denn was sollten die Menschen von ihren Soldaten halten, wenn die Soldaten immer anderes anhaben? So schuf sie später das erste gesamtstaatliche Heer mit 108.000 Soldaten, alle gut bis ausreichend gekleidet, die unterschiedlichen militärischen Ränge in der Kleidung einheitlich unterscheidbar.

Ihr Leitspruch war immer: "Durch Gerechtigkeit und Milde" ("Justitia et clementia").

Eine der ersten Maßnamen war dann eben eine einheitlichen Uniform zu schaffen, und die sollte strahlen, und was sieht man meisten an einer Uniform? Die Knöpfe! Und darum legte sie auf gute Knöpfe einen ganz besonderen Wert auf einheitliche gute, haltbare, glänzende Knöpfe. Die Hosen und der Soldatenfrack sollten nicht nur von Kordeln zusammengehalten werden, es sollten auch Knöpfe, sichtbare Knöpfe sein, die die Uniformen zierten. Aber nicht Knöpfe, die bei dem ersten Scharmützel, wenn es ernst wird, abgehen, ihre Soldaten sollten nie mit herabgefallenen Hosen in der Schlacht stehen müssen, mit eingemachten, wenn es sein muss, schon, aber nicht mit heruntergefallenen.

Mit dem Feldherrn Ludwig Andreas Khevenhüller und in der Begleitung des Oberhofmeisters Johann Josef Khevenhüller schauten sich Maria-Theresia und ihr Mann Joseph die fleißigen Leute an, die die Knöpfe herstellten, und ließen sich die Knöpfe zeigen.

Sie war so begeistert war von den "tüchtigen Leuten von Hardegg", von diesen Knöpfen, dass der Spruch "wie die tüchtigen Leute von Hardegg" für sie ein Synonym wurde für fleißige, brave Menschen.

Sie orderte später noch viele Knöpfe in Hardegg. Eine eigene Produktionslinie wurde eingeführt, so dass bald die Muscheln in dem Fluss Thaya ausstarben, es wurden dadurch auch Muscheln anderer Flüsse verarbeitet.

Maria-Theresia besuchte noch etliche Male das Schloss Riegersburg. Zwei von ihr als Geschenk mitgebrachte Kommoden kann man heute noch auf dem Schloss in einem der Prunkräume, im Chinesischen Salon, besichtigen. Es ist ein Geschenk an den später von ihr geadelten Fürsten Johann Joseph Khevenhüller.

121 Jahre später, am 10. November 1864: Rittmeister Johann Carl Graf Khevenhüller, aus dem Geschlecht der Khevenhüller, schiffte sich mit mehreren treuen Offizieren an der Loiremündung in St. Nazaire in Frankreich ein und betrat am 7. Dezember im Hafen von Vera Cruz den Boden von Mexiko. Nach einer mehrtägigen Bahn- und Wagenfahrt erreichten sie die Stadt Mexiko, in der Kaiser Maximilian von Mexiko seinen Sitz aufgeschlagen hatte. Kaiser Maximilian von Mexiko, auch der Unglückliche genannt, tauschte seinen traumhaft schönen Sitz bei Triest, das Schloss Miramar, mit einem Kaiserstuhl voller Dynamit. Rittmeister Johann Carl Graf Khevenhüller folgte seinem Kaiser und führte die 5. Esquadron mit 60 Husaren. Diese Roten Husaren waren bald berüchtigt und beim Feind gefürchtet. Bereits die Anwesenheit der Roten Husaren verunsicherte den Feind. Rittmeister Johann Carl Graf Khevenhüller brachte eine Kiste voll Knöpfen mit, die noch von der Kaiserin Maria-Theresia stammten. Er übergab diese Kiste unter brausenden Viva-Rufen seiner Husaren dem neuen Kaiser Maximilian von Mexiko und schwor ihm ewige Treue.

Als der gekrönte Kaiser von Mexiko am 19. Juli 1867 von einem Krieggericht zum Tode verurteilt und das Urteil sofort vollstreckt wurde, ging die kaiserliche Hinterlassenschaft in den Besitz des Staates über. General Diaz, der spätere Präsident der Republik Mexiko, der gegen die Erschießung war, ordnete an, dass die Hinterlassenschaft komplett aufbewahrt werden sollte. So kam die Kiste mit den Knöpfen von den "tüchtigen Leute von Hardegg", Knöpfe, die für die Armee der Maria-Theresia bestimmt waren, später in das Volkskundemuseum in Mexiko. Dort stehen sie heute in dem Kellerraum Nr. C-54 A mit anderen Hinterlassenschaften des Kaisers Maximilian. Diese Räume sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Am 22. Juli 1867 wurde Rittmeister Johann Carl Graf Khevenhüller mit seinem Rest Husaren wieder eingeschifft, diesmal nach Europa. Er zog sich nach dem Schlosse Riegersburg zurück, verheiratete sich, beschäftigte sich mit astronomischen Messungen, Kartografie, Geografie, Medizin, bestieg am 24. Nov. 1869 den Berg Sinai, machte eine 17-tägige Wüstenreise mit 70 Mann und 160 Kamelen, reiste nach Bombay und wieder zurück. König Ludwig II verlieh ihm den Georgsorden und schlug ihn zum Ritter. Er besuchte mehrmals den Papst und begrub als großer Tierfreund seine geliebten Hunde in einem eigens eingerichteten Hundefriedhof. Dieser ist heute noch zu besichtigen.

Die Perlmuttknopfmanufaktur gibt es bis heute. Sie befindet sich genau zwischen Hardegg und dem Schloss Riegersburg im Ort Felling und wird als Familienbetrieb geführt. Es werden dort immer noch hochwertige Perlmuttknöpfe hergestellt.