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suppenesser

 

Von dem, der keine Buchstabensuppe essen wollte,
weil er lesen konnte, was er essen sollte und dies nicht essen wollte.

 

 

 

S. Meier gewidmet

Früh bekam der Junge schon,
die Suppe die er essen sollte;
die Eltern brockten sie ihm ein,
sie war sehr schmackhaft und recht fein,
die besten Brocken, die sie hatten,
bekam der Junge jeden Tag.

Er wurde kräftig, dieser Junge,
der jeden Tag die Suppe aß;
er löffelte den Teller aus
bis nichts mehr drinnen war,
er löffelte die Brocken raus,
denn hätt er nicht die Suppe ausgelöffelt
wär morgen wohl ein Regentag.

Doch eines Tages schmeckte ihm
die Suppe nicht besonders.
Er nörgelte an ihr herum,
die Brocken waren anders,
er wusste nicht genau warum.

Mit strengem Blick der Vater sagt:
„Ess du nun deine Suppe auf,
aus dir soll etwas werden,
du wirst nur das, was drinnen ist,
wenn du die Suppe hier auch isst“

Der Junge aß nun seine Suppe
mit Widerwillen jeden Tag.
Er aß sie, obwohl sie ihm nicht schmeckte.
Er sagte nun bei jedem Suppenessen:
„Was ist da drin, was mir nicht schmeckt?“

Die Eltern machten sich nun große Sorgen,
verloren sie den Kaspar schon,
weil er die Suppe auch nicht aß.

Nun ging er in die Suppen Schule.
Er lernte dort wie Worte sich aus Zeichen bilden
und Buchstaben zu entziffern sind,
das Durcheinander auch zu ordnen ist,
es war recht schön und tat oft weh
wie sinnreich Worte öfters sind.

Die Eltern freuten sich an der Entwicklung,
dass er die Worte immer mehr verstand
und setzten ihm erneut die Suppe vor.

Nun sitzt er da und schaut in diese Suppe -
er rührt sie langsam und behutsam um,
er schweigt und schaut ganz ernst,
es sieht so aus als prüft er jedes Zeichen,
die Worte werden immer mehr
und Sätze stehen in der Suppe.

Er liest die Brocken seiner Eltern,
die ganz geheimen Sachen auch
von denen nie gesprochen

Nun sagt er:
„Was ich hier les, das eß ich nicht;
ich esse diese Suppe nicht,
nein diese Suppe ess ich nicht.“

Da schlägt der Vater auf den Tisch:
„Du isst was auf dem Tische steht,
du isst die Suppe, wie wir sie dir hier geben,
das aß ich auch von meinem Vater,
das aßen alle
so wie du“

Die Mutter sagt:
„Wir wollen nur dein Bestes,
oh iss die Suppe,
sie ist noch warm
ach eß sie, unsere Suppe doch“

Die große Schwester meldet sich zu Wort:
„Ach Bruder, ess die Suppe doch,
ich hab sie auch gegessen,
die Augen zu gemacht,
gelöffelt und geschluckt“

„Nein.
Was ich hier in der Suppe les,
das eß ich nicht“

Nun steht er auf und geht hinaus
und kocht nun seine Suppe selbst.