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Von und über Fotografie

Mitte der 1980er bis Ende der 1990er Jahre wandte ich mich der Schwarz-Weiß-Fotografie zu, sie wurde zum Mittelpunkt meiner Arbeiten.

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Es entstanden in dieser Zeit viele Serien von Kanaldeckeln, Kinos, Knochen aus Kainer (Gebeinhäuser), Sonnengitter, Fahrradständer, Paradiese etc..

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Menschen sind auf den entstandenen Fotos selten zu sehen. Menschen zu fotografieren war mir sehr unangenehm. Ich fühlte mich nicht im Recht, einen fremden Menschen abzubilden, ihm das Antlitz zu rauben und dies mir anzueignen, ein Bild von ihm zu machen, ein Bild, das er vielleicht von sich so nicht haben möchte, ihn so darzustellen, wie ich ihn manipuliere, ich empfand es, für mich, als eine unanständige Grenzüberschreitung. Dazu kam, dass ich nicht gewusst hätte, was ich mit einem Abbild eines Menschen tun sollte. Mich interessierte mehr das, was auf Menschen hinweist, die Erzählung von Fassaden, Friedhöfen, Müll, die Erzählung des Unspektakulären. Die Reste, das alltäglich Zurückgelassene, das wenig Wahrgenommene fotografierte ich. Die übersehenen Dinge zogen mich an. Das Weggeworfene, das Unscheinbare, Dinge auf die niemand, oder niemand mehr, stolz ist, fanden meine Aufmerksamkeit.

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Das führte immer wieder zu Situationen wo ich, zum Teil aggressiv mit Androhung von Gewalt, aufgefordert wurde, nicht das Unschöne sondern das Schöne zu fotografieren. Doch was ist schön? Als ich bei einer Auftragsarbeit meine Fotografien über einen polnischen Bezirk präsentierte, wurde sämtliche Bilder abgelehnt, weil ich „nicht die schönen Pferdewagen der Bauern“ fotografierte, sondern u.a. ein Serie von beschädigten Straßenabfalleimern machte. Ich lernte draus und nahm nie mehr Aufträge an, bei denen ich ahnte, dass etwas Schönes erwartet wird, schöne Bilder, die aber mit dem „Schönen“, das ich wahrnahm, nicht nur nicht übereinstimmten, sondern regelrecht entgegengesetzt sind, mein „Schönes“ als unschön, abstoßend empfunden wird. Manchmal war mir, als ob es als Bedrohung verstanden wird.

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Bei aller Abwesenheit von Menschen auf meinen Bilder passierte einmal folgendes: Ich fotografierte in Algerien, weit in der Wüste, eine Oase, umgeben von Sand, ungefähr einen Kilometer entfernt. Plötzlich verfolgte uns ein Mann, stellte mich aufgebracht zur Rede und beschuldige mich, ich hätte Menschen, Frauen fotografiert. Erst der Blick durch die Kamera, durch das 50mm Objektiv und die Zusicherung, dass ich nie Menschen fotografiere, beruhigte ihn etwas, aber er misstraute mir, sprach von Tele. Ich hatte nie ein Teleobjektiv, fotografierte nur mit meiner geliebten F3 und fast immer mit einem 50er Objektiv.

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Zur gleichen Zeit beschäftigte ich mich mit der 'konkreten Fotografie“, Bilder, die nicht mehr Identifizierbares zeigten, bei denen das Dokumentarische vollkommen verschwindet.

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Ein Großteil der Bilder entstand auf vielen Reisen in Mitteleuropa, wie in den Alpen.

Ich fotografierte mit einer Minox 35 GL und mit der Nikon F3. Als Filme benutzte ich viel ISO 25/15° oder Technik Filme. Als Papiere verwendete ich viel ORWO. Das Handwerk lernte ich bei der Fotojournalistin Ann-Christine Jansson und bei dem Künstler und Fotograf Sigurd Wendland.

Ende der 1990er Jahre nahm mein Interesse an der Fotografie kontinuierlich ab und ich bekam „Termin gerecht“ eine Allergie gegen die Fotochemikalien. An dem frei werdenden Platz machte sich eine intensivere Neugierde an narrativen Installationen breit, diese nahm mich an der Hand und führte mich in das Museum der Unerhörten Dinge.

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