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Schlichtholz II

Eine Schneider Familie aus Königsberg

 

 

 

Möglichkeit 2

2011 bekam Robert Schlichtholz den großen Mode-Preis von Düsseldorf. Ausgezeichnet wurde er für sein großes Engagement für das Schneider Handwerk, und seine Bemühungen, dies Handwerk aus einem Nischen-Dasein heraus zu holen.
Bei seiner Dankesrede, die er ganz persönlich hielt, danke er seinen Großeltern, Herr und Frau Schlichtholz aus Königsberg, die dort eine Maßschneiderei in der 2 Generation - die „Schlichtholz Maßschneiderei für die bessere Gesellschaft“ führten, und diese 1944 aufgeben mussten.

Schlichtholz erzählte , dass er nun in der 4. Generation das Schneiderhandwerk führe, und es auch bewusst Schneiderhandwerk nennen würde. Er setze sich damit bewusst von Haute Couture und Prêt-à-porter oder Ready-to-wear, wie es neudings genant wird ab, und berufe sich auf die jahrhundertelange Tradition des Schneiders, der Maßschneiderei, des Handwerkers. Erzählte, wie seine Großeltern aus Königsberg, die in das Hannoverische Wendland nach Langendorf kamen, nichts als ein paar Koffer hatten und deprimiert vor dem Nichts standen. Erzählte, wie die Bauern die beiden Städter in ihrer vornehmen Maßkleidung verständnislos anschauten, wie diese sie genau so verwundert auf die Bauern schauten. Seine Tante, die 20 jährig mit gefürchtet war, hielt es dort nicht aus, sie flüchtet mir einen Englischen Soldaten nach London. Am Anfang haderten sein Großeltern mit der Entscheidung ihrer Tochter, aber dann willigten sie ein. Was sich später als Glücksfall heraus stellen sollte.

Allein ohne ihre Tochter, „aus Langeweile“ wie sie immer, schmunzelt erzählten, fingen sie an, dort wo jeder Schneider anfängt und alle wären sich zu fein, auch sie waren es bis dahin. Sie besinnen sich auf die Flickschneiderei. Sie flickten von nun an die Kleidung der Bauern und wurden mit Naturalien und Zigaretten bezahlt.

Bald sprach sich das herum, dass diese Flüchtlinge, dies Städter, gut zu flicken wissen und es kamen mit der Zeit so viel Aufträge, dass sie in Lüchow ein Wohnung nehmen konnten, wo ein Zimmer als Schneiderwerkstatt fungierte. 1952 konnten sie in Dannenberg ein Ladengeschäft eröffnen die „Damen- und Herrenschneider Schlichtholz in 2. Generation“. 1949 kam ihr zweiter Sohn Karl-Uwe aus russischer Gefangenschaft, ihr erst Sohn war 1941 bei der Schacht um Kiew gefallen. Karl-Uwe der eine Schusterlehre hinter sich hatte, lernte langsam das Schneiderhandwerk. Er war sehr mitgenommen von der Kriegsgefangenschaft und stieg dann 1954 als Vollkraft, mit abgeschossener Gesellenlehre, mit den den Betrieb ein. Sein Vater lies darauf hin das Ladenschild in „Damen- und Herrenschneider Schlichtholz in 3 Generation“ ändern.

1958 schrieb ihm seinen Schwester, Ursula mit der sich seit dem Krieg drei mal getroffen hatte, einen Bief, dass ihr Mann John, Maßscheider bei der Firma „Pommeroy & Hawkins“, ihm antragen würde, ob er nicht einen Filiale der Firma ind Düsseldorf leiten möchte. Düsseldorf würde sich zu der Mode - Stadt des neuen Deutschland mausern.

Karl-Uwe Schlichtholz, Vater von Robert Schlichtholz, besprach sich mit seinen Eltern und sie willigten unter der Bedingung ein, dass wenn sie, in Dannenberg zu viel Aufträge hätten, er ihnen beistehen müsse.
Es wurde bald ganz anders.

Robert Schlichtholz beschrieb, wie sein Vater, nach 4 Jahren bei der Firma „Pommeroy & Hawkins“ seine eigene Maßschneider eröffnete, zuerst in einer Seitenstraße und 1959 dann direkt auf der Königsallee, der Kö, dem heutigen Stammsitz der Firma.

In den kommenden Wirtschaftswunder Jahren erblühte das Geschäft. Die Textilindustrie verlagerte sich immer mehr in asiatische Länder, die den Markt mit billigen Textilien überschwemmte. Die Masse kaufte diese asiatische Ware, eine Teil der Neureichen ließen sich um so mehr Maßschneidern.
Die Stammfirma in Dannenberg bekam immer weniger Aufträge vor Ort, aber aus Düsseldorf von ihrem Sohn, kamen immer mehr Nachfragen zur Aushilfe.

Er führte nun, da sich sein Vater Robert schon seit Jahren aus dem operativen Gechäft zurück gezogen hätte, in der 4 Generation die Firma „Damen- und Herrenschneider Schlichtholz“, die heute aber nur noch kurz und bündig „Schlichtholz“ heißt.
Einer seiner Sohne sie Arzt geworden, einer hatte seinen Gesellen im Schneiderberuf gemacht und studiert nun Betriebswirtschaft. Ob er der Nachfolger in 5. Generation werden wird , ist noch nicht gewiss, aber auch nicht ganz ausgeschlossen.

Die Firmenpolitik von „Schlichthoz“ wird weiterhin auf den Füßen seiner Vorfahren stehen die mit nichts, nur mit ihrem handwerklichen können in das Wendland kamen und dort ein neues Fundament mit ihrem können als Handwerker erbauten.